HVS-News 2019/3 – ECCH-Kongress 2019

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Von Anfang 1805 bis August 1811 lebte Hahnemann mit seiner Familie in Torgau – er blieb hier solange wie an keinem anderen Ort zuvor. In seinem Haus mit Garten an der Pfarrgasse hat er seine erste Fassung des Organons geschrieben. Er verliess Torgau 1811, als dieses bereits zu einer Festung ausgebaut wurde, aus Furcht vor dem nahenden Befreiungskrieg gegen die napoleonische Armee. Als Referenz zu dieser wichtigen Episode im wissenschaftlichen Leben von Hahnemann tagte der ECCH vom 6. – 8. Juni 2019 in Torgau, nur 300 m vom Wohnhaus Hahnemanns entfernt. Gleich um die Ecke liegt übrigens auch das Sterbehaus von Martin Luthers Ehefrau Käthe.

Einmal mehr wurde die Wichtigkeit der Zusammenarbeit des ECCH mit anderen Organisationen aus dem Bereich der Alternativmedizin betont: Nur als Mitglied von Umbrella-Organisationen wie dem EUROCAM (vereinigt Ärztinnen, Heilpraktikerinnen und Patientenorganisationen aus dem CAM-Bereich inkl. der Osteopathinnen) und der EPHA (European Public Health Alliance) kann er Einfluss nehmen auf wichtige Kommissionen und Entscheidungen innerhalb der EU und in der WHO (World Health Organisation). Als bloss nationale Homöopathieorganisation wäre das unmöglich. Insofern ist der Austritt des niederländischen Homöopathieverbandes aus dem ECCH per Ende 2018 nicht nachvollziehbar – es ist ein kurzsichtiger Schritt, der den Eindruck egoistischer Motive erweckt.

Weiterhin ist die Homöopathie in europäischen Ländern bedroht. Spanien wollte den Verkauf homöopathischer Arzneimittel in Apotheken und Drogerien komplett verbieten. Nach Klagen beim Strafgerichtshof in Strassburg hat die EU eingegriffen: Aus Gründen des freien Handels («Freedom of choice») wurde das Verbot rückgängig gemacht. In Schweden soll das Behandlungsverbot auf Jugendliche von 8- 15 Jahren ausgeweitet werden (es besteht schon für Kinder unter 8 Jahren).

Die bestehenden Ausbildungs-Grundsätze des ECCH (Education Guidelines) sollen in den nächsten Jahren konkretisiert werden. Der Minimalstandard der medizinischen Grundausbildung wird von 200 auf 300 Stunden erhöht, eine kontinuierliche Weiterbildung (CPD) wird für alle Mitgliederverbände obligatorisch, und neu soll auch eine pädagogische Ausbildung für Homöopathie-Dozentinnen festgeschrieben werden. Der Zeithorizont für die Einführung dieser Regelungen beträgt 5 Jahre. Für die Schweiz ist das kein Problem – hier sind diese Minimalstandards längst erreicht und via Höhere Fachprüfung auch amtlich festgeschrieben.

Interessant ist ein genauer Blick in einen Bericht der Dachorganisation der europäischen Hersteller von homöopathischen und anthroposophischen Heilmitteln ECHAMP. Schaut man genau hin, dann stellt man fest, dass die meisten Hersteller nur dank der gleichzeitigen Herstellung und Verkauf von Komplexmitteln überleben können. Die blosse Herstellung von Einzelarzneien würde ein Überleben der Hersteller verunmöglichen. Dies sollte auch unseren Blick auf die Bedeutung von Komplexmitteln etwas sanfter und grosszügiger machen.

Der ECCH-Kongress 2020 wird Mitte Mai in Bergen / Norwegen stattfinden, wo sowohl das 30. Jubiläum des ECCH als auch das 90-(!!!)-jährige Jubiläum des norwegischen Homöopathieverbandes gefeiert wird.

Felix Morgenthaler