Langzeitbehandlung (Witt et al. – 2008)

Eine ausgesprochen interessante Studie mit einem Schwachpunt. Der Schwachpunkt vorneweg: Die Resultate können nicht alleine auf die homöopathische Therapie zurück geführt werden, denn während der ganzen Beobachtungs- und Behandlungszeit waren zusätzlich schulmedizinische und komplementärmedizinische Behandlungen neben der homöopathischen Therapie erlaubt.

Jedoch genau dies sehen wir auch im Praxisalltag: einen Mix aus verschiedenen Therapien. Wir denken, dass die Resultate trotzdem für uns sehr interessant sind.

Die Studie besticht durch die Länge der Beobachtungszeit (8 Jahre) und die grosse Anzahl der Patientinnen und Patienten. Sie wurde in Deutschland an mehreren Zentren durchgeführt. Insgesamt nahmen daran 3981 Patienten mit einer chronischen Erkrankung teil (2851 Erwachsene und 1074 Kinder). Die Beschwerden, die am häufigsten angegeben wurden, waren: Migräne, Spannungskopfschmerzen, Schlafprobleme, Depression, Angststörungen, Ekzeme, Psoriasis, allergisches Ekzem, Allergien, Dysmenorrhoe, wiederkehrende Infekte, Hypertension, Rückenschmerzen in der LWS und Asthma.

Nach drei Monaten sowie nach ein, zwei und acht Jahren wurde jeweils mittels standardisiertem Fragebogen (Hauptbeschwerde, Quality of life-Fragebogen sowie einige zusätzliche, allgemeine Fragen) Erhebungen zum Gesundheitsstatus durchgeführt.

An der 8-Jahres-Befragung beteiligten sich 3709 Patienten. Etwas mehr als 30 % dieser Patienten befanden sich immer noch in homöopathischer Therapie, weitere 30 % hatten die Therapie wegen grosser Gesundheitsverbesserung abgeschlossen (davon doppelt so viele Kinder als Erwachsene).

26 % der Patienten gaben die homöopathische Behandlung wegen fehlender Wirkung auf, 1.5 % wegen Verschlimmerung der Beschwerden unter der Therapie.

Bei jedem zweiten Patienten verbesserten sich die Symptome um 50% – einhergehend mit Verbesserungen der Lebensqualität. Fast 70 % der Studienpatienten berichteten über einen relevanten Behandlungserfolg, bei den Kindern waren es 80 %. Die besten Behandlungserfolge zeigten sich bei jungen, weiblichen Personen mit schwerer Ausprägung der Hauptbeschwerde zu Beginn der homöopathischen Therapie.

Vom Forscherteam wird hervorgehoben, dass die Auswertungen nach zwei Jahren bereits ein ähnlich positives Bild zeigen wie nach acht Jahren. Der positive Effekt der Behandlung ist somit stabil.

Fast die Hälfte aller erwachsenen Patienten wurde parallel mit schulmedizinischen Medikamenten behandelt, bei den Kindern waren es nur knapp zwei von zehn Patienten. Dasselbe Bild zeigt sich auch bei zusätzlichen komplementärmedizinischen (nicht homöopathischen) Behandlungen: Etwa die Hälfte der erwachsenen Patienten gab an, zusätzlich eine solche Behandlung oder auch mehrere in Anspruch genommen zu haben, bei den Kindern waren es deutlich weniger.

Und zum Schluss: Die meisten Patienten würden wieder eine homöopathische Behandlung wählen, auch bei anderen Beschwerden. Nur 12.9 % der Erwachsenen und 10.3 % der Kinder bezeichneten die Behandlung als wenig befriedigend.

Originaltitel: How healthy are chronically ill patients after eight years of homeopathic treatment? Results from a long term observational study. (Wie gesund sind chronisch kranke Patienten nach 8 Jahren homöopathischer Behandlung? Ergebnisse einer Langzeit-Beobachtungsstudie.)

Claudia M Witt, Rainer Lüdtke, Nils Mengler und Stefan N. Willich vom Institute for Social Medicine, Epidemiology and Health Economics, Charité University Medical Center, Berlin, und der Karl and Veronica Carstens-Foundation, Am Deimelsberg 36, Essen

BMC Public Health. 2008; 8: 413. Online veröffentlicht am 17.12.2008

Der Artikel ist frei zugänglich unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2630323 (es lohnt sich, den Artikel in voller Länge zu lesen)

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