«De Gschiider gitt noo, de Esel bliibt schtoo» – das Sprichwort kennen wir alle. Esel gelten landläufig als stur und widersetzlich. Immer, wenn sie laufen sollten, stehen sie still und weigern sich, nur einen Schritt vorwärtszugehen. Doch die Langohren werden zu Unrecht als störrisch bezeichnet.
Esel sind, im Gegensatz zu Pferden, keine Fluchttiere. Sie entstammen der unwegsamen Steppe Afrikas und dort macht es durchaus Sinn, bei Gefahr zuerst zu verharren und die Situation genau einzuschätzen, bevor man losrennt. Esel sind also nicht stur, sie denken einfach nach, bevor sie losrennen oder sich treiben lassen.
Aber wie kommt es, dass ein seit Jahrtausenden geschätztes Nutztier so missverstanden wird? Vielleicht liegt es an der Sykose. Esel sind schwierig zu durchschauen, verschlossen, mysteriös. Sie sind weniger kommunikativ und zeigen ihre Emotionen und Ängste nicht so deutlich.
Esel können sogar ihre Beschwerden lange verbergen, sodass man erst spät bemerkt, dass sie krank sind. Wir finden noch weitere sykotische Merkmale beim Esel: so zum Beispiel die Neigung zu Übergewicht, denn Esel sind sowohl verfressen als auch leichtfuttrig.
Esel neigen zu einer dichten, intensiven Behaarung und bilden im Winter viel Unterwolle. Sie lieben warme Temperaturen, suchen sehr gerne die Sonne und mögen keinen Regen. Spätestens hier kommt Thuja in die Differentialdiagnose.
Häufig sehen wir beim Esel den sogenannten Speckhals (Fettpolster entlang des dorsalen Halses), ein typisches Thuja-Symptom (Bar-c, Calc). Auf der Haut finden sich verschiedene sykotische Zubildungen, darunter besonders häufig Sarkoide oder sarkoid-ähnliche Kondylome im Genitalbereich, auch dies spricht für Thuja (u.a. Mitteln).
Thuja deckt all diese Symptome ab, in die engere Differentialdiagnose würden Sepia, Calc, Phos, Med, Sulph, u.a. kommen.
Joseph kaufte der hochschwangeren Maria einen Esel, um sicher nach Bethlehem zu reisen. Er wusste bestimmt, dass Esel nicht dumm und störrisch sind, sondern ausdauernd, bedacht und zuverlässig.
Text: Petra Blaser
Foto: Carol Seiler