«Machen Sie mit und bieten Sie ihren SWICA-versicherten Patienten die Möglichkeit zur Online-Terminbuchung!» Diese Werbung flatterte auch mir Anfang Juni in den Praxis-Briefkasten. SWICA wirbt damit, dass sie Therapeuten, die dieser Aufforderung Folge leisten, den Rechnungsbetrag direkt vergüten (TiersPayant statt des sonst üblichen TiersGarant) und also das Inkasso beim Patienten selbst übernehmen.
Sinnierend habe ich auf diesen Brief geguckt und mir überlegt: «Will ich das? Will ich den Krankenkassen – die SWICA wird damit ja wohl nicht lange alleine bleiben – meinen Terminkalender zur Verfügung stellen?
Will ich gezwungen sein, die entsprechende Software in meinem Praxisprogramm kostenpflichtig zu aktiveren oder Tante Google noch weiteren Einblick in meine Daten gewähren als sie sowieso schon hat?
Will ich Wochen im Voraus entscheiden müssen welche Halb- und Ganztage gefüllt werden sollen und welche ich mir für Vorstandsarbeit oder ganz banal für meinen Haushalt und meine Bedürfnisse reserviere? Und wenn dann die treuen Patienten anrufen und einen Praxistermin möchten, dann muss ich slalomartig um die online gebuchten Termine herum einschreiben?
Wie genau muss ich da im Vornherein überlegen, was ich freigebe und was ich reserviert lasse? Und wo überall landet in Zukunft meine Handynummer, die das Programm für die Bestätigung der Termine benötigt?
Warum muss ich einer Krankenkasse eigentlich einen online-Kalender bieten und mich bei ihr registrieren, um in den Genuss von TiersPayant zu kommen? Eigentlich sollte eine solche Rechnungsabwicklung doch aufgrund eines Qualitätsstandards wie dem eidg. Diplom angeboten und nicht verknüpft werden mit Dienstleistungen des Therapeuten für die Versicherung?
Andererseits, ist das nicht einfach die digitale Zukunft, die halt auch in der Medizin Einzug hält und ich werde früher oder später mitmachen müssen, weil schon bald nur noch jene Patienten einen Praxistermin per Telefon vereinbaren, die auch ihr Bahnbillett am Schalter kaufen möchten?
Trotzdem: Vorläufig bleibt mein Terminkalender noch meine Privatsache.
Beatrice Soldat