Im Jahr 2010 ist es einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen um Tim Jäger von der Uni Bern gelungen, in einem Experiment mit Wasserlinsen [1] zu belegen, dass potenzierte Arzneien einen Effekt haben. In diesem Experiment konnte gezeigt werden, dass zuvor mit Arsen vergiftete und geschädigte Wasserlinsen durch die Zugabe von potenziertem Arsen eine Zunahme an Wachstum zeigten. Diese Ergebnisse unterschieden sich signifikant von denjenigen, bei denen nur Wasser beziehungsweise potenziertes Wasser zugegeben wurde. Dieser erste Wasserlinsen-Versuch wurde vom Homeopathy Research Institute (HRI) in einem leicht verständlichen Video [2] zusammengefasst.
Forschende um Annekathrin Ücker von der Universität Witten/Herdecke replizierten diesen Versuch [3] und kommen zu vergleichbaren Ergebnissen. Um die Reproduzierbarkeit und Robustheit dieses Experiments zu testen, haben sie in zwei Versuchsreihen (jeweils fünf unabhängige verblindete und randomisierte Versuche) durchgeführt. Die Wasserlinsen wurden 48 Stunden lang in einer Arsenlösung gestresst und im Anschluss, entweder in eine homöopathische Arsenlösung, die nach Eu. Pharm. Monogr. 2371 hergestellt wurde, oder in eine Kontrolllösung gegeben. Der Vergleich der Wachstumsrate zwischen Behandlungs- und Kontrollgruppen für jede Serie zeigte Unterschiede, die in Serie 1 nicht signifikant (p = 0,10), in Serie 2 signifikant (p = 0,04) und in den gepoolten* Daten beider Serien signifikant (p = 0,01) waren. Die Richtung des Effekts war vergleichbar mit den Experimenten von 2010, aber die Effektgröße war geringer, was wahrscheinlich auf einen veränderten Lichtzyklus zurückzuführen ist. Die Autoren kommen zum Schluss, diese Ergebnisse seien nicht mit der Hypothese vereinbar, dass homöopathische Zubereitungen ohne spezifische Wirkungen seien. Weitere Studien seien erforderlich, um eine mögliche Wirkungsweise zu untersuchen, welche diese Effekte erklären würden.
Für die Forschungsgruppe
Susanne Ulbrich Zürni
* Bei gepoolten Daten (englisch pooled data, von to pool sth., etwas zusammenlegen) werden Datensätze mehrerer Erhebungen oder Studien zusammen ausgewertet.
Referenzen
- Jäger T, Scherr C, Simon M, Heusser P, Baumgartner S. Effects of homeopathic arsenicum album, nosode, and gibberellic acid preparations on the growth rate of arsenic-impaired duckweed (Lemna gibba L.). ScientificWorldJournal. 2010 Nov 4;10:2112-29. doi: 10.1100/tsw.2010.202. PMID: 21057725; PMCID: PMC5763721.
- https://www.youtube.com/watch?v=c7M-qcP_pDY
- Ücker A, Baumgartner S, Martin D, Jäger T. Critical Evaluation of Specific Efficacy of Preparations Produced According to European Pharmacopeia Monograph 2371. Biomedicines. 2022 Feb 25;10(3):552. doi: 10.3390/biomedicines10030552. PMID: 35327354; PMCID: PMC8944999.