Ein Modell für klinische Studien in der Homöopathie in Anlehnung an die Quantentheorie. Die Bedeutung der lokalen Randomisierung und Entblindung einer Studie.
Francis Beauvais publizierte in „Homeopathy” 2013 einen interessanten Artikel bezüglich Studien in der Homöopathie. (1) Viele Wissenschaftler und Physiker betrachten die Homöopathie als nicht plausibel in ihrer Wirkungsweise. Wenn sie wirke, dann nur aufgrund der Konsultation, d.h. des Anamnesegespräches. Kritiker sehen sich durch die Studie von Shang et al. in ihren Argumenten bestätigt. Die Schwierigkeit der randomisierten Doppelblindstudien in der Homöopathie ist hinreichend bekannt. Befürworter der Hoömopathie argumentieren, dass die Wirkungsweise der Homöopathie nicht mit solchen Studien zu belegen ist.
Neben den Hypothesen, die sich auf eine lokale Kausalität der homöopathischen Mittelwirkung stützen, gibt es Modelle und Konzepte die sich aus der Quantenphysik ableiten, z.B. Verschränkungsmodelle. (2) Verschränkung gilt als zentrales Konzept der Quantentheorie: zwei Quantensysteme verschränken sich durch Wechselwirkung und werden zu einem Quantensystem. Das heisst, wenn eine Messung durchgeführt wird, werden beide Systeme in ihrem Ergebnis korrespondieren.
Das vom Autor im Artikel vorgestellte Konzept lehnt sich an den aufkommenden Fachbereich der „Quantenkognition” an. Für die anschliessenden Ausführungen betont Beauvais, dass der Quantenformalismus lediglich als Grundlage für neue „Arbeitsmittel” wie Kontextualität oder Verschränkung dient.
Um den Gedanken der Quantenphysik einfacher beschreiben zu können, fügt der Autor detailliert Tabellen und Ausführungen an, mit denen er einen Vergleich zwischen homöopathischen Studien und der Interferenz der Teilchen in der Quantenphysik darlegt. Wer sich für diesen mathematischen Teil des Artikels interessiert, kann sich den Originaltext durchlesen. Bauvais’ formale Beschreibung untermauert Haral Walach’s Vorschlag, dass die homöopathische Wirkungsweise – sollte sie auf einer quantenphysikalischen Verschränktheit beruhen – nicht als kausale Wirkung nachgewiesen werden kann. (3)
Wenn die homöopathische Wirkungsweise quantenmechanischer Logik folgt, wäre es unmöglich, dies mittels randomisierten placebo-kontrollierten Studien nachzuweisen. Dann kann man auch die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass auch in Studien mit allopathischen Medikamenten eine nicht-lokale Wirkungsweise stattfindet.
Erläuterungen und Literatur
1 Francis Bauvais, „A quantum-like model of homeopathy clinical trials: importance of in situ randomization and unblinding”, Homeopathy (2013) 102, 106-113
2 Hyland ME. Extendes Network Generalized Entanglement Theory: therapeutic mechanisms, empirical predictions, and investigations. J Altern Complement Med 2003; 9:919-936
Milgrom LR. Patient-practitioner-remedy (PPR) entanglement. Part 1: a qualitative, non-local metaphor for homeopathy based on quantum theory. Homeopathy 2002; 91: 239-248
Walach H. Magic of signs: a non-local interpretation of homeopathy. Br Hom J 2000; 89: 127-140
Weingartner O. What ist he therapeutically active ingredient of homeopathic potencies? Homeopathy 2003; 92: 145-151
Ein Hilbertraum (auch Hilbert-Raum), benannt nach dem deutschen Mathematiker David Hilbert, ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis. Ein Hilbertraum ist ein Vektorraum über den reellen oder komplexen Zahlen, versehen mit einem Skalarprodukt – und damit Winkel- und Längenbegriffen –, der vollständig ist bezüglich der vom Skalarprodukt induzierten Norm (des Längenbegriffs)
3 Walach H Entangled and tied in knots! Practical consequences of an entanglement model for homeopathic research and pracitce. Homeopathy 2005; 94: 96-99